André Bratschi, Zertifizierer
Die Tätigkeit eines Zertifizierers ist vergleichbar mit der Arbeit eines Schiedsrichters auf dem Sportplatz. Dieser beurteilt etwas nach vorgegebenen Spielregeln und bleibt dabei neutral und sachlich. Das ist auch mir wichtig. Sympathie, Antipathie oder gar Willkür zum Beispiel haben da keinen Platz.
Es geht um einen sachlichen Abgleich zwischen einer klaren Vorgabe und einem Zustand. Eine solche Ist-Analyse zeigt dann Positives und Negatives auf und damit auch das Potenzial zur Verbesserung und Entwicklung. Mit dem Hintergrund meiner Tätigkeiten als Projektmanager und Coach kann ich gut aufzeigen, wo Veränderungen was bewirken können. Einem Centerbetreiber kann ich zum Beispiel sagen: «Wenn du hier etwas änderst, könntest du da eine Optimierung erzielen oder eine Entwicklung anstossen.» Ein solcher Mehrwert gehört für mich zum Zertifizierungsprozess.
Den Zertifizierungsprozess verstehen
Etwas vom Wichtigsten ist aus meiner Sicht, dass die Betreiber eines Fitnesscenters den Zertifizierungsprozess verstehen. Da leiste ich gerne Unterstützung. Denn wenn jemand den Prozess nicht versteht und nur deswegen ein schlechtes Resultat erzielt, ist das schade und dient niemandem – dem Betreiber nicht und auch nicht dem Inhaber des Labels Qualitop mit seinen Partnern. Alle Seiten haben ein Interesse daran, dass die Zertifizierung die Vorgaben einhält und erfolgreich verläuft. Meine Rolle als Zertifizierer besteht darin, den Wert ihrer Zusammenarbeit durch meine Unabhängigkeit und Sachlichkeit zu garantieren.
Zertifizierer und Betreiber klären im Sinn eines Miteinanders, wo das Center in der Einhaltung der Qualitop-Vorgaben steht. Ich sehe mich da nicht in der Rolle des Lehrers, sondern eher in der eines Bergführers. Wir gehen den Weg zusammen und schauen, wo Potenzial zur Verbesserung besteht. Dabei hilft es mir zu verstehen, wohin der Weg denn führen soll. Sprich: Wohin will der Betreiber mit seiner Dienstleistung? Wie will sich das Center positionieren? Was sind seine Schlüsselkompetenzen? Wie will es sich gegenüber den Kundinnen und Kunden verkaufen? Hier kann ich aus meinen anderen Tätigkeiten eine Perspektive einbringen, die über die reine Zertifizierung hinausgeht.
Qualität ist eine Frage der Einstellung
Ich bin in meiner beruflichen Tätigkeit relativ breit aufgestellt und decke als Selbständiger ein breites Spektrum an Dienstleistungen ab. So ist es wichtig, bei all diesen Themen den Puls der Entwicklung zu spüren, um am Ball bleiben zu können. Dafür bilde ich mich ständig weiter, was auch meist mittels Zertifizierungen geschieht.
Das heisst, ich stecke auch immer wieder selber in Zertifizierungsprozessen und verstehe diese gut. Zwar sind die Zertifizierungen, die ich als Weiterbildung durchlaufe, etwas anders gelagert. Aber wie bei einer Qualitop-Zertifizierung geht es vielfach um die wirtschaftliche Motivation dahinter, was in erster Linie mit der Qualität meiner Dienstleistung einhergeht. So wird Qualität auch zur Frage der Einstellung. Ich glaube, wenn ich gute Qualität in meiner Arbeit abliefere, so ist dies das beste Argument, um meine Dienste verkaufen zu können. Und dafür weise ich mittels Zertifikaten meine Kenntnisse aus. Umgemünzt auf die Fitnesscenter heisst das: Der Wert einer Qualitop-Zertifizierung besteht nicht nur im Verkaufsargument gegenüber dem Kunden, sondern im Aufdecken von Verbesserungspotenzial und damit in der Chance, eine gute Dienstleistung noch besser zu machen.
Keine Verwässerung des Labels Qualitop
Dennoch: Ein Center, das eine Qualitop Zertifizierung anstrebt, tut dies wohl grösstenteils deshalb, weil seine Kundinnen und Kunden dadurch einen Beitrag der Krankenkasse an die Kosten des Fitnessabos erhalten können. Die Versicherer bezahlen diesen Beitrag in der Annahme, dass fitte und gesunde Menschen sie weniger kosten. Alle Parteien haben in gewissem Masse ideelle Motivationen, aber bestimmt auch wirtschaftliche. Damit diese Vereinbarung fair bleibt und funktioniert ist es wichtig, dass die gemeinsam vereinbarten Spielregeln (die Qualitop-Normen) von allen eingehalten werden. Und für diese Überwachung ist ein unabhängiger «Schiedsrichter» sinnvoll. Nur so funktioniert der Schulterschluss zwischen den beteiligten Parteien. Drückte ich hier immer mal wieder ein Auge zu, so würde der Wert des Labels Qualitop langsam aber sicher verwässert und am Schluss stünden alle Beteiligten als Verlierer da.
Ich orientiere mich also an etwas, das ich in meiner Tätigkeit als PM-Coach oft zu den Projektleitern sage: «In der Sache seid ihr hart, aber in der Art, wie ihr das tut, bringt ihr eine ganz grosse Portion Wohlwollen mit. Das hilft in der Zusammenarbeit und macht partnerschaftliche und gute Ergebnisse möglich.»