«Ich habe meinen eigenen Qualitätszyklus»

Dr. Kirsten Koch, Zertifiziererin

Als Zertifiziererin von Methodenanbietern arbeitet man mit Menschen – Menschen übrigens, die zu 95 % Frauen sind. (Deshalb verwende ich hier auch mehrheitlich die weibliche Form.) Diese Auseinandersetzung mit anderen gefällt mir sehr, und ich interessiere mich auch sehr für das, was andere Menschen machen und denken. Dabei sind meine Ansprüche an mich selbst sehr hoch. Das bedeutet nicht, dass ich fehlerfrei handeln möchte. Aber ich schaue bei mir selber genau hin, was ich für Arbeit abliefere, und schärfe in ständiger Reflexion meine eigene Wahrnehmung.

Dabei helfen mir die vielfältigen beruflichen Qualifikationen, die ich mitbringe. Einerseits im sportlichen Bereich, wo ich eine Ausbildung als Sport Personal Trainer und Kinder-Tennislehrerin habe und selbst auch begeisterte Sportlerin bin. Ausserdem weiss ich als Betriebliche Mentorin mit eidg. Fachausweis und Coach, wie ich professionelle Gespräche führe. Und das in mehreren Bereichen, da ich Business Coach und Sport Mental Coach bin. Und schliesslich habe ich als Biologin gelernt, physiologische Zusammenhänge zu verstehen und Sachverhalte zu erfragen.

Kein Jahr ohne Zusatzausbildung

Um à jour zu bleiben, investiere ich viel in Weiterbildung. Ich glaube, es gibt in den letzten fünfJahren kein Jahr, an dem ich nicht in einer Zusatzausbildung war. Und da spreche ich nicht von zweitägigen Kursen, sondern von ganzen Blöcken, die zu Diplomen und Zertifikaten führen. Auch im Gesundheitsmarkt halte ich mich fit – nicht zuletzt, was die Ansprüche der Endkundinnen und Endkunden betrifft, die sich immer wieder ändern. Und dann habe ich meinen eigenen Qualitätszyklus, abgeleitet vom Deming-Kreislauf (interner Link) oder PDCA (Plan – Do – Check – Act ). Mein PDCA besteht aus meiner kontinuierlichen Analyse, der Ausführung, dem Überprüfen und Anpassen und dann wieder das Ganze von vorne. Das praktiziere ich im Beruf, im Sport und auch privat. Der Stillstand meiner Fähigkeiten ist für mich keine Option.

Wenn ich die Qualität von Methodenanbieterinnen beurteile, sind für mich die relevanten Faktoren Angebot, Sicherheit und Hygiene sowie die Mitarbeiterqualifikationen. Diese äussern sich in Angebotstransparenz. Was ist die Zielsetzung des Kurses? Stimmt das mit den Erwartungen der Kundinnen und Kunden überein. Dann die Vertragsbestimmungen: Was ist im Kurs enthalten? Wie oft findet er statt? Kann ich auch mal aussetzen?

Ist das Angebot für mich als Endkundin sicher?

Und dann natürlich die Risikoabklärung, die mit dem Gesundheitsfragebogen erfolgt. Das ist für mich zentral. Hat der Endkunde Vorerkrankungen? Ist die Ausübung des Angebotes für mich als Endkundin sicher? Aber auch das Stichwort Sicherheit, gerade jetzt im Kontext mit Covid-19: Werden Schutzmassnahmen eingehalten? Und schliesslich das Notfallmanagement: Was ist, wenn doch mal was passiert, etwa beim Aquafit im Wasser. Qualitop ist ja die Norm, die sich Sicherheit als eines der ursprünglichsten Ziele von Normung auf die Fahne geschrieben hat – und diese Sicherheit auch während der Trainingszeiten garantieren kann.

Wichtig ist für mich auch, ob Methodenanbieterinnen mit einer Spezialisierung auf eine bestimmte Methode vorhanden sind und genügend Fachwissen vorhanden ist. Ihnen gegenüber sehe ich mich übrigens als Partnerin, und nicht als Kontrolleurin. Ich mochte es noch nie, wenn Menschen ihre Funktionen ausnutzen, um sich selbst auf ein Podest zu stellen.

Der Methodenanbieterin eine Aussensicht bieten

Mir geht es darum, mit den Anbieterinnen und Anbietern zu schauen, wo sie ihr Angebot verbessern können. Das erreiche ich zum einen, indem ich die Perspektive der Endkonsumentin einnehme, die bestimmte Bedürfnisse und Erwartungen an die Methodenanbieterin hat. Die Anbieterin ist ja oft in ihrer Rolle gefangen, da tut eine Aussensicht gut. Mir geht es darum, einen Mehrwert sowohl für die Endkonsumentinnen und Endkonsumenten wie für die Methodenanbieterin zu schaffen und einen Beitrag dazu zu leisten.

Die meisten Anbieterinnen und Anbieter möchten ja das Bestmögliche für einen hohen Qualitätsstandard tun und tun es auch. Sie haben ein sehr hohes Qualitätsbewusstsein und schauen, dass alle Sicherheitsvorschriften eingehalten werden.

Die Perspektive der Kundinnen und Kunden einnehmen

Manchmal ist der Anbieterin aber nicht ganz klar, was benötigt wird, um gute Qualität zu bieten – und die Weiterbildungsmöglichkeiten werden auch nicht wirklich genutzt. Als Zertifiziererin hilft es deshalb, die Perspektive der Endkundin einzunehmen und die Methodenanbieterin dadurch zu unterstützen, um die Qualität des Angebots zu steigern.

Wenn jemand die Weiterbildungen nicht in vollem Umfang absolviert hat, Ausschreibungen unzureichend sind und ganz allgemein die Perspektive des Endkunden zu wenig berücksichtigt wird, schaue ich genau hin. Eigentlich tu ich das bei allem, was eine Qualitätsminderung verursacht und letztendlich den Nutzen der Endkundinnen und Endkunden schmälert – und dadurch auch den Nutzen der Methodenanbieterin.

Qualitativ bessere Angebote steigern den Marktwert des Anbieters

In der Regel reicht es, wenn ich die unzureichenden Punkte mit der Methodenanbieterin anschaue und mit ihr nach Lösungen suche, sodass nachgearbeitet wird. Dadurch erzielt sie einen deutlichen Mehrwert, denn zum einen verbessert sie ihre Angebote und zum anderen steigt die Kundenzufriedenheit und dadurch unter dem Strich auch der Marktwert. Als betriebliche Mentorin bin ich es aber gewohnt, auch mal deutlichere Töne anzuschlagen, wenn es darum geht, Menschen in Entwicklungsprozessen zu begleiten. Allerdings ist das meist nicht notwendig, schliesslich wollen die Anbieterinnen und Anbieter ja ein Zertifikat und sind bereit, sich dafür zu engagieren.

Ich finde das Thema Qualität sehr wichtig. Als Endkundin muss ich mich darauf verlassen können, dass das Angebot und die damit verbundenen Versprechungen meine Erwartungen erfüllen. Umso enttäuschender finde ich es, wenn hinter Angeboten nicht tatsächlich das steckt, was mir mit blumiger Werbung versprochen wird.

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