«Das ehrliche Engagement für Qualität zählt»

Tania Herrero, Zertifiziererin

Wer wie ich 20 Jahre in der Schweizer Uhrenindustrie gearbeitet hat, weiss was Qualität heisst. Ich trug bei diversen Marken die Verantwortung für das Qualitätsmanagement; das ging über die Eingangskontrolle von Komponenten bis zur Kontrolle von Funktion und Optik der fertigen Uhr. Da muss man sehr genau sein, kosten gewisse Uhren doch sehr viel Geld. Da verträgt es nichts, nicht mal einen kleinen Kratzer am Gehäuse oder Zifferblatt.

Heute bin ich nicht zur Zertifiziererin, sondern auch Eingliederungsfachperson für psychisch beeinträchtigte Menschen, da arbeite ich vor allem für die Invalidenversicherung, und auch hier ist die Qualitätssicherung zentral, einfach auf einer anderen, eher sozialen als technischen Ebene. Und schliesslich bin ich von Natur aus ein Mensch, der es gern genau nimmt und Sorge trägt zu Dingen. Das alles trägt dazu bei, dass ich auch bei Qualitop lösungsorientiert hinschaue und nicht nur auf die Qualität bei den Anbietern, sondern auch bei mir selber achte.

Regelmässige Überarbeitung und Anpassung von Prozessen

In diesem Zusammenhang ist für uns Zertifizierungspersonen die Weiterbildung natürlich zentral. Ich kann von meinen Anbietern oder Klientinnen und Klienten nicht verlangen, dass sie à jour bleiben, und selber nichts tun. So habe ich auch jetzt gerade einige Weiterbildungen hinter mir, unter anderem als Betriebliche Mentorin mit eidg. Fachausweis. Zudem überarbeite ich meine Prozesse immer wieder und passe sie regelmässig an. Und schliesslich pflegen wir Zertifizierungspersonen von Qualitop auch einen kontinuierlichen Austausch über fachliche Fragen der Qualität.

Bei der Beurteilung von Centern und Methodenanbietern sind die Normen das eigentliche Schlüsselkriterium. Qualität hat Normen, und die sind zu befolgen und zu erfüllen. Dafür gibt es Checklisten und Handbücher, niemand ist da auf sich allein gestellt. Auch ich selber habe eine unterstützende Funktion. Ich sehe mich weniger als Kontrolleurin, die andern auf die Finger schaut, sondern lebe da ein Miteinander: Zusammen mit der verantwortlichen Person beim zu zertifizierenden Betrieb oder Methodenanbieter gehe ich die Checklisten durch und gebe mein Wissen und meine Erfahrungen weiter. Wir haben dabei dasselbe Ziel, das ist Qualität, und die gilt es anzuwenden und umzusetzen. Die Mittel und Wege dazu können aber ganz verschieden sein. Der sogenannte «human aspect» ist dabei zentral: Mit Menschlichkeit kommt man weiter. Dabei kommt mir meine Ausbildung als Coach natürlich entgegen.

Von sehr strukturiert bis Freestyle findet sich in der Fitnessbranche alles

Das Qualitätsbewusstsein in der Branche erlebe ich als sehr unterschiedlich. Da gibt es die grossen Ketten, die auch eigene Normen anwenden und zumeist sehr strukturiert unterwegs sind. Die kleinen Anbieter sind zum Teil halt mehr Freestyle, ihnen muss man tendenziell mehr unter die Arme greifen, aber innerhalb dieser Gruppe sind die Unterschiede von Anbieter zu Anbieterin beträchtlich: Einige können die geforderten Listen problemlos ausfüllen, andere haben mehr Mühe und kommen dann mit Fragen auf mich zu. Aber dafür bin ich ja auch da. Gewissen Sicherheitsmassnahmenplänen sieht man genau an, dass sie zur Erfüllung der Kriterien des Labels Qualitop erstellt wurden. Das muss aber nicht negativ sein, wenn es nicht einfach als Pflichtübung angesehen wird. Das ehrliche Engagement für Qualität zählt.

Wenn die Sicherheit nicht gewährleistet ist, läuten bei mir die Alarmglocken. Wenn kein richtiges Konzept da ist, dieses unvollständig ist oder lebensrettende Instrumente abgelaufen oder gar defekt sind. Da gibt es für mich null Toleranz, denn die Sicherheit der Menschen ist für mich das Allerwichtigste. Ein zweiter Punkt, der aber eng damit zusammenhängt, ist die Hygiene, gerade jetzt mit Corona. Wenn die Hygiene zu wünschen lässt, schaue ich auch in anderen Bereichen genauer hin.

Zusammen die Normen erfüllen und die Qualität verbessern

Doch Fehler machen wir alle, das ist nichts als menschlich. Da hilft mir sicher wieder die Ausbildung als Coach. Ich sage zwar klar und deutlich, hey, das entspricht nicht der Norm. Aber dann versuche ich, mit den Anbietern zu überlegen, wie wir zusammen zum Ziel kommen, diese Normen zu erfüllen und die Qualität zu verbessern. Welche Interventionen braucht es, was ist zu ändern, was ist der beste Weg ans gemeinsame Ziel? Wenig zielführend ist es aus meiner Sicht, lautstark Kritik anzubringen. Das schafft nur Unmut und motiviert niemanden dazu, es besser zu machen. Die Qualität hat das noch nie verbessert.

Die Covid-Situation erschwert derzeit natürlich alles. Es ist im Moment für alle wirklich sehr schwierig. Wir alle sind isoliert, und viele gehen ja auch ins Fitness, um soziale Kontakte zu haben. Das fällt jetzt voll weg. Und auch die Zusammenarbeit mit den Anbietern gestaltet sich schwieriger, weil wir uns ja nicht immer treffen können. Hoffentlich ändert sich das bald wieder zum Guten.

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