Christian Henggeler, Zertifizierer
Während die Fitnessbranche lange dem Freizeitbereich zugeordnet wurde, gehört sie dank verschiedenen Entwicklungen, unter anderem auch in der Berufsbildung, heute ganz klar zum Gesundheitsbereich. Für mich als zukünftigen Experten für Bewegungs- und Gesundheitsförderung HF geht die Entwicklung natürlich in die richtige Richtung. In der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Gesundheitsberufen wie Physiotherapeutin oder Fitnesstrainer sehe ich grosses Potenzial und setze mich ein für den gegenseitigen Respekt dieser unterschiedlichen Disziplinen. So sehe ich zum Beispiel in der Zusammenarbeit zwischen Rehabilitation und Prävention einen grossen Mehrwert.
Als Zertifizierer für das Qualitätslabel Qualitop sehe ich mich in der Position, aufbauend auf diesem Grundverständnis der Gesundheits- und Bewegungsförderung zum Monitoring der Qualität und zukünftig auch zur qualitativen Weiterentwicklung der Branche beizutragen. Damit man mich nicht falsch versteht: Das Qualitätsbewusstsein im Fitnessbereich ist heute schon auf einem Allzeithoch. Aber ich freue mich sehr, als Zertifizierer dafür mitverantwortlich zu sein, dass dieser hohe Qualitätsstandard auch in Zukunft gehalten werden kann.
Wertvoller Blick des Aussenstehenden
Als Sporttherapeut in einer Physiotherapiepraxis habe ich auch Einblick in die Anbieterseite – und ich bin selbst sozusagen an der Front aktiv. Gleichzeitig habe ich bei Anbietern, die ich zertifiziere, den unabhängigen Blick des Aussenstehenden. Für Anbieter kann es in der Entwicklung ihres Angebots sehr wertvoll sein, wenn jemand ohne Betriebsblindheit darauf schaut.
Ein Schlüsselkriterium in der Beurteilung eines Betriebs ist für mich die Sicherheit. Sämtliche Mitarbeitenden eines Anbieters müssen zum Beispiel die Abläufe und Prozesse kennen, die im Rahmen des Notfallmanagements zum Tragen kommen. Diese müssen vom Betrieb aber auch klar und nachvollziehbar definiert sein. Ein Defibrillator zum Beispiel kann seinen wichtigen Dienst nur erbringen, wenn in einem Center auch klar markiert ist, wo man ihn findet.
Wichtig erscheint mir auch die Ausbildung der Mitarbeitenden: Sind alle in der Lage, die Anamnese korrekt zu erfassen? Wissen sie auch, wo sie allenfalls nachhaken müssen? Wo die heiklen Punkte liegen können? Wie ist ihr Ausbildungsstand generell? Da geht es um Sicherheit. Das ist für mich ein zentraler Aspekt der Qualität, die man von einem Anbieter, der Qualitop zertifiziert ist, erwarten darf.
Trotz der einheitlichen Kriterien, die für eine Zertifizierung gemäss den Qualitop Normen Voraussetzung sind, soll jeder Anbieter seine Individualität behalten können. Wir kennen innerhalb der Fitnessbranche sehr unterschiedliche Ausrichtungen bei den Anbietern, und das sowohl bei den Centern als auch bei den Methodenanbietern. Diese Vielfalt ist auch eine Stärke der Branche.
Damit ich im Zertifizierungsprozess Kritik anbringen kann, braucht es das gegenseitige Verständnis. Ich muss erklären können, weshalb eine bestimmte Anforderung für Qualitop wichtig ist. Die Kriterien, wonach zertifiziert wird, müssen für den Anbieter, den ich prüfe, nachvollziehbar und transparent sein. So kann ich allfällige Unzulänglichkeiten auf Augenhöhe mit ihm angehen, ohne ihn allzu sehr unter Druck zu setzen. Denn wir verfolgen ja beide dasselbe Ziel: die Zertifikation des Anbieters.
Ich freue mich sehr, mich mit meiner Erfahrung und meinem Knowhow für die Branche einzusetzen. Auch als Sporttherapeut und Berufsbildner setze ich mich aktiv für die Förderung von Qualität, Transparenz und Vergleichbarkeit in der Branche ein. Die Tätigkeit als Zertifizierer ermöglicht mir, dies in einer weiteren spannenden Dimension zu tun.