Heute fokussieren sich die Unternehmen auf diejenigen Prozesse und Tätigkeiten, welche den eigenen Wettbewerbsvorteil stärken, ihre sogenannten Kernkompetenzen. Alle anderen Tätigkeiten, die keine Bedeutung für die Wertschöpfung haben, werden zunehmend ausgelagert.
Die Kernkompetenz bezeichnet die Fähigkeiten eines Unternehmens im Vergleich zur Konkurrenz gewisse Tätigkeiten besser ausführen zu können, weil es entweder über besondere Ressourcen verfügt oder dem Kunden einen grösseren Nutzen stiftet. Es ist allerdings notwendig, diesen Mehrwert dem Kunden dauerhaft weiterzugeben, was dazu führt, dass gerade die Kernkompetenzen nicht ausgelagert werden dürfen, um den Qualitätsstandard nachhaltig zu sichern.
Andere Prozesse hingegen, welche für die Schaffung von Wettbewerbsvorteilen eher unwichtig sind, können an dafür spezialisierte Anbieter verlagert werden. Das bringt dem Unternehmen Freiraum, der eine Fokussierung auf Kernkompetenzen erst überhaupt möglich macht.
Will ein Unternehmen diesen Weg bestreiten, muss erst eine Analyse der gesamten Wertschöpfungskette vorgenommen werden. Dabei sind die Kernkompetenzen zu identifizieren und von den auslagerungsfähigen Aufgaben und Bereiche zu trennen.
Identifikation von Kernkompetenzen bei Anbietern von Fitnesscentern
Grundsätzlich weisen Kernkompetenzen vier Eigenschaften auf:
- Leistungsorientierung: Kernkompetenzen tragen zu einer hohen Wertschöpfung bei.
- Historie: Das Unternehmen hat sie im Laufe der Zeit erlernt und perfektioniert.
- Konkurrenzorientierung: Da die Kernkompetenzen schwer imitierbar sind, kann die Konkurrenz sie nicht einfach kopieren.
- Kundenorientierung: Sie stiften den Kunden einen Mehrwert
Um die Kernkompetenzen zu identifizieren, muss ein Unternehmen erst seine Stärken und Schwächen erkennen und dazu stehen.
Stärken können beispielsweise ein innovatives Geschäftsmodell, die moderne Infrastruktur oder die hohe Anzahl an Group Fitness Kursen sein. Aber auch das Vereinen von Leistungen aus Therapie und Sport können durch entsprechend qualifizierte Mitarbeitende einen Wettbewerbsvorteil bedeuten. Dabei sollte allerdings darauf geachtet werden, dass die Kernkompetenz des Mitarbeiters eines Fitnessclubs, in der professionellen Betreuung der Mitglieder und nicht in der Administration und Mitgliederverwaltung liegt. Daraus lassen sich auch gleich mögliche Schwächen ableiten; Die Verwaltung der Mitglieder erfordert viel Zeit und Knowhow. Letzteres wird bei der Rekrutierung der Mitarbeitenden zunächst nicht vorausgesetzt. Der Betreiber eines inhabergeführten Fitnesscenters hat oft nicht vertiefte betriebswirtschaftliche Kenntnisse, dafür viel Knowhow und grosse Leidenschaft für sein gesundheits- und bewegungsorientiertes Angebot. Um auf dem Markt erfolgreich agieren zu können, bedarf es nebst einer hochwertigen Infrastruktur und personeller Ressourcen sowohl einer strategischen Planung als auch einer Finanzplanung und einer möglichst effektiven Kommunikation. Diese Aufgaben können aufgrund der Grösse, nur von Kettenbetrieben mit eigenen internen Personalressourcen gewissenhaft wahrgenommen werden.
Dieses beispielhafte Fitnesscenter sollte sich auf seine Kernkompetenz beschränken, dem Sport- und Therapieangebot. Mit der Leidenschaft seiner Mitarbeitenden und ausgeprägter Kundennähe kann es bestehende Personalressourcen gewinnbringender einsetzen, als sich mit administrativen Tätigkeiten, Buchführung und dem Gestalten von Marketingmassnahmen zu quälen.
Diese letzteren Tätigkeiten müssten bei einer Fokussierung auf Kernkompetenzen ausgelagert werden, obwohl dies mit Kosten verbunden ist. Weiter sollte in diesem Zusammenhang und unter Berücksichtigung der eigenen Stärken auch auf Angebotsebene eine Fokussierung stattfinden. Hier zahlt sich oft das Sprichwort „weniger ist mehr“ aus, indem der Anbieter sein Angebot begrenzt und im Rahmen der Positionierung seiner Zielgruppe ausrichtet.
Einführung eines Qualitätsmanagement- Systems als Schlüssel zum Erfolg
Sind die Kernkompetenzen und erforderlichen Ressourcen einmal identifiziert, sollen diese im Unternehmen auch langfristig zur Verfügung stehen und weiterentwickelt werden. Dabei dürfen die Kernkompetenzen nicht auf bestimmte Mitarbeitende abgestützt werden; Zu gross wäre das Risiko bei einer Fluktuation. Vielmehr sollen die Kernkompetenzen in der Firmenkultur verankert, sowie in Prozesse berücksichtigt werden und damit allen Mitarbeitenden zugänglich gemacht werden.
Mit der Einführung eines Qualitätsmanagements werden die Aktivitäten und Prozesse eines Unternehmens geplant, gesteuert, überwacht und kontinuierlich verbessert. Damit bleibt ein Unternehmen dauerhaft konkurrenzfähig, auch wenn die Mitbewerber sich ebenfalls kontinuierlich verbessern. Das Ziel im Qualitätsmanagement ist es nicht nur, sich kontinuierlich zu verbessern, sondern eben auch die identifizierten Kernkompetenzen weiter auszubauen.
Beim Audit, zum Beispiel im Rahmen einer Zertifizierung mit dem Qualitop- Label, werden sowohl Schwachstellen als auch Verbesserungspotentiale aufgedeckt, indem die internen Prozesse durchleuchtet werden. So gelingt es dem Unternehmen, seine Prozesse zu verbessern, die Stärken sichtbar zu machen und letztendlich damit dauerhaft die Kundenanforderungen zu erfüllen.
Fokus auf das Kerngeschäft!
Der steigende Konkurrenzdruck zeigt Dienstleistungsunternehmen immer deutlicher die Grenzen ihrer Wettbewerbsfähigkeit auf. Wer in übersättigten Märkten bestehen will, muss knappe Ressourcen clever einsetzen. Es soll dabei auf das Kerngeschäft fokussiert werden, indem alle Aufgaben ausgelagert werden, welche andere besser erledigen können.
In diesem Zusammenhang soll auch das eigene Angebot reflektiert werden und dafür bedarf es einem gewissen Mass an Selbstbekenntnis:
- Worin besteht überhaupt das Kerngeschäft?
- In welchem Bereich habe ich besondere Fähigkeiten und Kenntnisse?
- Welches Kundenproblem kann ich besser lösen als meine Mitbewerber?
- Kann ich den Wettbewerbsvorteil auch nachhaltig sichern und lohnt es sich, diese Kernkompetenzen weiter auszubauen?
So banal diese Fragen in der Theorie erscheinen mögen, so schwierig ist ihre Beantwortung in der Praxis.
Erfolgreich ist nicht, wer möglichst viel anbietet, sondern derjenige Anbieter, der die Kundenanforderungen seiner Zielgruppe erfüllt und sich mit seinem Kerngeschäft gegenüber den Mitbewerbern abgrenzt.
Quellenangaben:
– DIN EN ISO 9001:2015-11, Qualitätsmanagementsysteme – Anforderungen (ISO 9001:2015)
– Heimburg, Y (2003). Kompetenzen und Fokussierung: Unternehmenserfolg durch Konzentration, Metropolitan Verlag.
– Scheucher, M. (2020). Erfolgreich durch strategische Positionierung. Hamburg: Tredition
– Seiwert, L.. (2010). 30 Min für optimale Kundenorientierung. Offenbach: 2. Auflage
Autor
Name: Dr. Marcel Scheucher
Beruf: Zertifizierer Label Qualitop & Dozent Betriebswirtschaftslehre
Website: swissqualitycert.ch
Motto: Erfolg ist kein Zufallsprodukt
Dr. Marcel Scheucher hat Betriebswirtschaftslehre studiert und in Wirtschaftswissenschaften (Management) promoviert. Mit über 20 Jahre Führungserfahrung in Dienstleistungsbetrieben (Versicherungen, Banken, Beratungsunternehmen und Fitnesscenter) und seiner Leidenschaft für Sport und einem gesunden Lifestyle hat Dr. Marcel Scheucher ein eigenes Unternehmen entwickelt. Dieses Unternehmen, welches aus mehreren Fitness- und Gesundheitscentern besteht, hat er strategisch sowie operativ geführt. Als freiberuflicher Dozent vermittelt er an Fachhochschulen und privaten Einrichtungen sein breites Fachwissen in den Bereichen Vertrieb, Marketing und Unternehmensführung. In seiner Tätigkeit als Zertifizierer für Qualitop zeigt er auf, wie die Betriebe unter Einhaltung der Normen ihre Prozesse optimieren können.